Ich bin mit meiner Familie in einem kleinen Hausboot von Locaboat für eine Woche durch Frankreich geschippert. Weil ich mir selber vor diesem Urlaub kein richtiges Bild davon machen konnte, wie es sein würde auf einem Hausboot zu leben, und was man dabei beachten muss, möchte ich euch hier ein paar Infos geben.
1. Lizenz
Ich bin mir nicht sicher, ob das in jedem Fall so ist, aber wir brauchten keinerlei Lizenzen, um das Hausboot fahren zu dürfen (weder Bootsführerschein noch normalen Führerschein). Wir haben lediglich eine Einführung von 10 Minuten bekommen und wurden dann mit diesem Wissen losgeschickt.
Das Steuer war bei uns ziemlich empfindlich, weswegen es am Anfang immer ein Alptraum war, wenn uns ein anderes Boot entgegengekommen ist. Man musste dann natürlich Platz machen und den Rand des Kanals ansteuern, allerdings hat sich unser Boot dann immer halb gedreht, da man wie gesagt noch nicht ganz raus hatte, wie stark man steuern musste. War also ein wenig tricky, aber mit ein bisschen Übung kriegt man das schon hin.
2. Geschwindigkeit
Ich weiß nicht wie ich mir das vorgestellt hatte, aber man ist wirklich sehr langsam unterwegs. Wir durften maximal 30 km/h fahren, und das auch nur wenn der Kanal breit genug war, uns kein anderes Boot entgegengekommen ist, und keine Schleuse in Sicht war. Es ist also eigentlich ein konstantes Bremsen und Beschleunigen. Und Achtung: beim Bremsen hat sich das Boot natürlich auch immer leicht gedreht.
3. Schleusen, Schleusen, Schleusen
Ich sag es mal so: man sollte die körperliche Anstrengung, die es braucht, um das Boot durch die Schleusen zu bringen definitiv nicht unterschätzen. Besonders wenn jede 10 Minuten eine Neue auftaucht. Ich lege euch also ans Herz, sucht euch eine Route mit möglichst wenig Schleusen raus, falls ihr vorhabt auch eine Bootstour zu machen. Wir brauchten jedes mal mindestens 3 Personen. Zwei um alles festzubinden, alle Stricke festzuhalten und den Sonnenschirm auf dem Dach abzubauen (der musste bei jeder Schleuse runter, weil das Boot sonst nicht durchpasst), während das Wasser in die Schleuse geflossen ist. Die Dritte Person, um zu steuern, da man dem Wasserstrom zudem noch entgegensteuern musste, damit das Boot nicht wie wild in der Schleuse herumgeschleudert wurde. Noch stressiger wurde es dann, wenn noch ein anderes Boot gleichzeitig in die Schleuse wollte. Dann hatte man den ganzen eben genannten Prozess plus die Mühe, nicht gegen das andere Boot zu knallen.
Man sieht also, dass der ganze Prozess ziemlich mühevoll war. Vor allem an den Schleusen vor einer Stadt waren dann auch oft viele Leute, die uns dann 15 Minuten beim struggeln zugeguckt haben. Ich frag mich wirklich, was die sich so bei unserem Anblick gedacht haben.
4. Anlegen
Auf dem Weg gab es oft kleine Häfen, an denen man sein Boot nachts anlegen konnte, da man ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr fahren durfte. Dort konnte man dann gegen eine Gebühr Strom tanken und den Wasserspeicher auffüllen. Wenn man es nicht mehr zu einem Hafen geschafft hat, oder einfach keinen Bedarf hatte, gab es am Kanalrand viele Pflöcke, an denen man sein Boot binden konnte. Falls keiner in der Nähe war, haben wir einfach unsere eigenen Pflöcke in den Rasen gehauen.
5. Insekten
Okay, Realtalk. Wer Angst vor Insekten hat muss sich auf was gefasst machen. Natürlich ist das je nach Ort und Jahreszeit immer anders, aber die kleinen Tierchen, besonders Spinnen, waren auf dem Boot wirklich häufig anzutreffen. Ist ja auch eigentlich logisch, aber ich wünschte es wäre mir vorher bewusster gewesen, dann hätte ich mich mental darauf einstellen können. Deswegen sag ich euch Bescheid 😉
Fazit
Ich glaube man kann schon raushören, dass das ganze ein wenig anstrengend war. Wenn ihr mich fragt ist das auf jeden Fall kein Entspannungsurlaub. Es sei denn es sind so viele andere Leute auf dem Boot, die alles übernehmen, dass ihr euch zurücklehnen könnt. Allerdings war das Ganze schon eine sehr interessante Erfahrung, bei der man viel gelernt hat und auch eine Geschichte, die ich immer wieder gerne erzähle. Natürlich war es die ganze Anstrengung aber auch wert, wenn man Abends gemeinsam mit der Familie auf dem Schiffsdeck zu Abend gegessen hat, und dabei den Sonnenuntergang genießen durfte.